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Kategorie: Sport

Öffentliche Bäder in Zeiten leerer Kassen.

Mit der Frage, wie die städtischen Bäder am besten finanziert werden können, beschäftigt man sich in Mönchengladbach seit vielen Jahren. Immerhin sind Bäder kostenintensive Betriebe. In der Trägerschaft der Stadt sind sie öffentliche Einrichtungen, also solche, die dem Wohle der Öffentlichkeit dienen sollen. Volksgesundheit ist das Schlüsselwort, dem die städtischen Bäder unter verschiedenen Aspekten gewidmet sind. Sie dienen dem Sport, der Erholung, der Freizeitgestaltung, der Gesundheitspflege und - wenn auch  heute weniger als in früheren Zeiten - der Körperreinigung. Sie ergänzen sich mit anderen Einrichtungen, die auf andere Art denselben Zwecken dienen, zu einem Gesamtangebot der Daseinsvorsorge. Es ist unbestritten, daß ein Mangel an öffentlichen Bädern das gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Leben in einer Stadt beeinträchtigt. Deshalb ist es schon eine bedeutsame Frage, wieviel Badangebot in einer Stadt vorhanden sein sollte. Und da Bäder eben teure Einrichtungen sind ist diese Frage nachhaltig eine danach, wie das Angebot zu bezahlen ist, wenn die öffentlichen Kassen weitgehend leer sind.


Das (Bäder-) Ei des Kolumbus

In Mönchengladbach ist in den letzten 15 Jahren darüber diskutiert worden, wieviel Geld in die städtischen Bäder investiert werden muß, damit sie benutzbar erhalten bleiben. Leider hat man bei dieser Diskussion vergessen, konsequent zu handeln. Man hat die Schiebetaktik angewendet, weder hier noch da etwas Grundlegendes getan. Das führte im Ergebnis zu einem millionenschweren Investitionsstau, der nicht mehr finanzierbar schien. Bäderschließungen und Überleitung von Bädern in andere Betriebsformen als die des öffentlichen Regiebetriebes wurden erörtert. Das Ei des Kolumbus glaubten die gefunden zu haben, die die Ausgliederung aller Bäder auf die Niederrheinische Versorgung und Verkehr AG (NVV AG) empfahlen. Schließlich gab es bei dieser städtischen Beteiligungsgesellschaft noch Gewinne abzuschöpfen. Wer sich diesem Argument nicht anschließen mochte, dem blieb als Trost zumindest die Gewißheit, daß die Bäder in der Obhut der NVV AG einem Management unterstellt wurden, dem man die bessere und relativ erfolgreichere Betriebsführung zutrauen durfte. So übernahm die NVV AG die Freibäder Volksgarten und Giesenkirchen sowie das Hallen- und Freibad Wickrath zu Eigentum in ihre Trägerschaft. Für die übrigen Bäder übernahmen sie die Betriebsführung gegen ein festes Entgelt.


Das neue Bäderkonzept der NVV AG

In kürzester Zeit legte die NVV AG ein Bäderkonzept vor. Es berücksichtigt alle Aspekte für den Betrieb öffentlicher Bäder. Die nachfolgende Darstellung vermittelt ein gutes Bild davon:

Bäderkonzept der NVV AG

Man erkennt, daß die Bäderlandschaft ein in sich stimmiges Ganzes sein wird. Hallenbäder und Freibäder haben eine aufeinander ausgerichtete Zweckbestimmung. Das Interesse der Öffentlichkeit ist ebenso gewahrt wie die Interessen von Schulen und Vereinen. In diesem Rahmen wird entstehen


Das neue Zentralbad

Ein Brand verursachte den Totalverlust des Zentralbades. In einer gemeinsamen Sitzung von Sport- und Bäderausschuß mit dem Bau- und Planungsausschuß wurde ein Raumprogramm für den Neubau des Zentralbades beschlossen. Danach soll ein Bad entstehen, das über folgende Einrichtungen verfügt:

Hinzu kommen Gastronomieangebot und ein Bauteil, der als veredelter Rohbau ausgelegt wird und als Bereich für Fitness und Wellness an einen privaten Betreiber vermietet werden soll, der den Ausbau veranlaßt.

Die FWG-Fraktion hat dieser Programmierung zugestimmt. Sie entspricht den Vorstellungen, die die Fraktion selbst auch erarbeitet hatte. Anträge der FWG-Fraktion zur Programmgestaltung sind in den Programmbeschluß eingeflossen.


Eine Täuschung

Die SPD-Fraktion und die Fraktion der Grünen hatten andere Programmvorstellungen. Diese fanden keine Mehrheit - mit Recht, wie die FWG-Fraktion glaubt. Der Unterschied zwischen SPD/Grünen-Vorschlag und beschlossenem Programm besteht nur darin, daß anstelle des Schwimmbeckens von 50x21m ein solches von 25x25m treten und zusätzlich ein Solebecken mit Innen- und Außenbereich (Wasserfläche 150/100m²) entstehen soll. Diese Version des Bades wird als Familienbad verkauft. Die beschlossene Version wird als Sport- und Schulbad gehandelt, wobei der falsche Eindruck vermittelt wird, ein Bad der beschlossenen Art werde nicht zum ganz normalen Badebetrieb für jedermann genutzt werden können. Mit dieser Behauptung initiierte die SPD mit Unterstützung der Grünen ein Bürgerbegehren. Dies ist darauf gerichtet, die beschlossene Version eines Neubaues für das Zentralbad zu verhindern und statt dessen die SPD-Version zu verwirklichen.


Das Familienbad

Das Familienbad wird in Wickrath von der NVV AG geplant. Dort sind Um- und Ergänzungsbauten am vorhandenen Hallen- und Freibad vorgesehen, die den Trend zum ganztägigen Erlebnisaufenthalt berücksichtigen. Die nachfolgende Darstellung läßt den bisherigen Zustand im Vergleich zu der Planung erkennen:

Schlossbad Wickrath

Das Bad wird in seiner neuen Gestalt ein entsprechend der Erlebniserwartung ausgestattetes Gastronomieangebot haben. In der Nähe des Gastronomiebereiches wird der Eltern/Kind-Bereich angeordnet, der mit aktiven und passiven Spielelementen erlebnisorientiert gestaltet wird. Der Hallenbadbereich wird vergrößert um einen Teil des Freibadbereiches. Das Sportbecken wird saniert und mit einer von außen hereinführenden Wildwasserbahn ausgestattet. Im Erlebnisbereich wird das Becken Strömungskanäle, Massagedüsen und Sprudelelemente haben. Über einen Schwimmkanal wird der Außenbereich zu erreichen sein. Hier wird der Erlebniswert durch verschiedene Rutschen gesteigert. Ein Spielplatzbereich mit Beachvolleyballplatz und Wasserspielplatz ergänzt das Angebot.

Es wurde geprüft, ob zum Konzept des Familienbades auch ein Solebecken paßt. Dazu wurde auf zehnjährige Erfahrungen im Solebad Kempen zurückgegriffen. Die dort gemachten Betriebserfahrungen lassen den Einbau eines Solebeckens in ein Familienbad nicht ratsam erscheinen. Abgesehen davon, daß wegen des aggressiven Salzwassers erheblich höhere Kosten für Bau, Unterhaltung und Betrieb anfallen, ist ein Nutzerpotential nur bei älteren Menschen zu erwarten. Diese nutzen das Becken zu einem meist nur zehnminütigen Aufenthalt. Dabei wird Ruhe gewünscht - also nicht geeignet, wenn gleichzeitig Familien mit Kindern als Nutzerzielgruppe in Frage kommen.

Hier wird klar, daß ein Familienbad mit den SPD-Vorstellungen für die Ausgestaltung des neuen Zentralbades nicht geschaffen werden kann. Der Begriff Familienbad im Sinne der SPD-Vorstellungen ist eine Mogelpackung, die auch noch besonders teuer ist.


Das Fun-Bad

Das Freibad Giesenkirchen erhält zusätzliche Einrichtungen. Damit kann es multifunktional als Spaßbad genutzt werden. So sieht die Veränderungsplanung aus:

Freibad Giesenkirchen


Das Gesundheitsbad

Im Freibad Volksgarten wird es zusätzliche Einrichtungen geben, die dem Bad den Charakter eines Bades mit Schwerpunkt bei Gesundheitspflege und Wellness geben werden. Gedacht ist an die Einrichtung von Massageeinrichtungen und Sonnenbänken.

Dazu soll im ehemaligen Tribünenbereich auf der Sportbeckenseite ein Neubau errichtet werden. Die heutigen Umkleideeinrichtungen sollen ein ansprechenderes Outfit erhalten. Dazu die nachfolgende Zeichnung:

Freibad Volksgarten


Die Zukunft

Die Umsetzung aller Planungen hängt wesentlich davon ab, daß die Zentralbadplanung bald realisiert wird. Ein Bürgerbegehren wird dazu führen, daß die Abläufe gestört werden. Jeder, der mit der Bitte um Unterstützung des Bürgerbegehrens konfrontiert wird, sollte dies bedenken. Er sollte sich dazu durchringen, der von Sport- und Planungsausschuß beschlossenen Planung zum Erfolg zu verhelfen.

Bei aller positiven Einstellung zur Bäderplanung und zum Neubau eines Zentralbades bleibt ein schaler Beigeschmack. Der rührt her von dem wenig sinnvollen Verfahren zur Bestimmung des Standortes für das neue Zentralbad. Es kann nicht übersehen und auch nicht verschwiegen werden, daß dahinter eine Entscheidung der CDU/FDP-Mehrheit im Rat der Stadt steht, die nie einer kritischen Untersuchung ausgesetzt war.