Eindrücke aus Mönchengladbach

Ein zwanzigjähriger Geburtstag.

Bildungszentrum Abteiberg - ein Begriff, der 1970 aufkam, erfunden und inhaltlich geprägt durch den Kulturdezernenten Dr. Busso Diekamp. Der Begriff beschrieb eine Vision von der städtebaulichen Gestaltung des Zentrums der alten Stadt Mönchengladbach rund um das Münster. Kulturinstitute und Bildungseinrichtungen sollten das Stadtbild und das städtische Leben in diesem Bereich bestimmen. Das Bildungszentrum sollte z.B. umfassen einen Museumsneubau, den Neubau eines Kammermusiksaales, eine Volkshochschule, ein Musikschulgebäude - alles in enger räumlicher Beziehung zu einander und zu Schulen der Sekundarstufe und Einrichtungen des Hochschulbereiches. Vorhandene Gebäude sollten einbezogen und entsprechend umfunktioniert werden. Tagungseinrichtungen und eine gute Gastronomie sollten das Bildungsangebot ergänzen. Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb nahm die Grundvorstellung vom Bildungszentrum Abteiberg auf. Sein Ergebnis war lange Zeit Grundlage für die Stadtentwicklung.

Ein wichtiger Baustein wurde mit dem Bau des Museums Abteiberg auch realisiert. Das alte Schulgebäude des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums wurde zum Standort für Musikschule und Volkshochschule umfunktioniert und entsprechend umgebaut. Die Idee eines Bildungszentrums Abteiberg als stadtentwicklungstechnische Vorstellung ist jedoch verloren gegangen.

Vor zwanzig Jahren wurde der Neubau des Museums Abteiberg seiner Bestimmung übergeben. Die Stadt feierte dieses Ereignis in den letzten Tagen. Es wäre angebracht gewesen, dabei auch die Verdienste des Beigeordneten a.D. Dr. Busso Diekamp hervorzuheben, was leider nicht in angemessener Weise geschah.

Dr. Diekamp hatte auch die Aufgabe, den Sinn und die Wichtigkeit einer mehr als 30 Mio. DM schweren Investition für den Museumsneubau im politischen Raum zu vertreten. Eine schwere Aufgabe, galt es doch klar zu machen, warum eine Stadt wie Mönchengladbach die damit verbundenen Lasten schultern sollte. Damals wie heute war in breiten Kreisen der Bevölkerung die Auffassung vertreten, daß eine Ausgabe für eine Sache wie moderne Kunst unseres Jahrhunderts weggeworfenes Geld bedeute. Soziale Anliegen wurden damals wie auch heute eher als förderungswürdig betrachtet. Dementsprechend schwer war es wohl, die Zustimmung der politischen Gremien zu der Absicht zu gewinnen, ein Museum für moderne Kunst unserer Zeit zu bauen.

Es blieb schwer, die Existenzberechtigung des Museums Abteiberg in den letzten zwanzig Jahren immer und immer wieder zu belegen. Es gelang unter der Leitung des Museums durch Prof. Dr. Johannes Cladders bis in die späten 80er Jahre so, daß das Museum als bemerkenswerter Imagefaktor für die Stadt akzeptiert wurde. In den letzten Jahren hat sich das geändert. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Der einfachste und wohlfeilste ist der Mangel an finanzieller Ausstattung. Leider ist diese Begründung nur bei oberflächlicher Betrachtung so richtig, wie man meinen machen möchte. Geld ist sicher wichtig. Doch wichtiger ist eine gehörige Portion mitreißender Begeisterung für die Sache des Museums. Es sollte damit aufgehört werden zu beklagen, daß man mangels Geldes nichts machen könnte. Vielmehr sollte damit begonnen werden, den persönlichen Einsatz als begeisternde Mission zu betrachten und zu aktivieren. Das geschah in den ersten Jahren nach der Eröffnung des Museums auch - und zwar erfolgreich. Damals waren sich Kulturdezernent und Museumsleitung auch nicht zu schade, bei jeder Gelegenheit für die Sache des Museums in die Bütt  zu gehen. Das sollte wieder so werden.

Die Stadt braucht das Museum als belebendes Element und als Imagefaktor nach außen und innen. Das Museum ist ein Ort, der Anregungen vermittelt, sich mit geistigen Strömungen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Es ist nicht erforderlich, daß man Kunstexperte sein muß, um einen Museumsbesuch zu wagen. Man muß aber die Gewißheit haben, daß man im Museum willkommen ist, auch als jemand, der mit kritischem Bewußtsein die Exponate betrachten will. Alle verantwortlichen Kräfte in der Stadt - und hier insbesondere die Profis aus der Museumsleitung - müssen bereit sein, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten als  Dolmetscher für die Fremdsprache moderne Kunst anzubieten. Es wird sich zeigen, daß dann auch das Interesse an dem Kulturinstitut Museum wächst - ein Gewinn für die Stadt und den einzelnen.

 

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Der Kommentar - aus und für Mönchengladbach

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